28. April 2024
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10 Gebote, um deinen Lieblingsautor zu unterstützen

Immer wieder werde ich gefragt, wie man mich als Schriftsteller unterstützen oder wie man auch andere Autoren zum Erfolg verhelfen kann. Da ich mich ungern wiederhole und auch andere davon profitieren, verkünde ich passend zu der hirnverbrennenden Hitze unserer Tage nun die zehn Gebote, wie man als treuer Anhänger seinen Lieblingsautor* allgemein unterstützen kann. Möge man hierauf immer wieder zurückkommen und verwiesen werden, wenn solche Fragen im Raum stehen.

Vorab aber: Vielen Dank, dass du als Leser dir überhaupt Gedanken machst, wie du uns (oder zumindesten einem von uns) Schreibenden unter die Arme greifen kannst. Das tun leider viel zu wenige Leser und auch oft viel zu wenige aus den Freundes- und Familienkreisen von vielen Schriftstellern, weshalb wir uns auch immer wie Aussätzige in Selbsthilfegruppen bei irgendwelchen Stammtischen in Cafés und auf Buchmessen gegenseitig therapieren müssen. Denn im Gegensatz zu Menschen, die Papier statt mit Buchstaben mit Zahlen füllen, sind Autoren in der Regel so ziemlich die letzten, die auf der Forbes-Liste landen.

Der Buchmarkt ist ein ziemlich kuscheliger Stachelschwein-Dschungel und der Weg an die Spitze ist gepflastert mit blutigen Fingern, gebrochenen Herzen, unbezahlten Rechnungen und sich stapelnden Kaffeetassen  – und deshalb auch nur möglich mit der Unterstützung zahlreicher Freunde und Fans.

1.Kauf die Bücher

Erklärt sich fast von selbst. Dabei ist es aber nicht ganz so egal für den Autor, wo du die Bücher kaufst. Beim lokalen Buchhändler fördert das die lokale Wirtschaft und die Mundpropaganda und bei Online-Shops das Ranking. Zwar bekommen Autoren teilweise bei eBooks mehr Geld pro verkauftes Exemplar ( ca. 30% – 65% des Verkaufspreises) als bei Taschenbüchern ( ca. 5% – 15% des Verkaufspreises), und wenn du die Bücher direkt beim Verleger, über Amazon-Affiliate-Links des Autors (z.B. bei mir: https://amzn.to/2NgEBV8 ) oder im Autorenwelt-Shop kaufst, dann bekommt der Autor meist auch etwas mehr als anderswo. Aber solange du die Bücher nicht über eine dieser All-you-can-read-Flatrates wie Kindle Unlimited oder als Raubkopie beziehst, ist der Unterschied meist nicht so groß. Prinzipiell würde ich aber vor allem empfehlen die Bücher möglichst nah an der Quelle zu kaufen, also bestenfalls beim Verlag direkt (Außnahme ist bei Buchmessen, da dort die Messebetreiber meist den Verlagen einiges an Marge abknöpfen) und optimalerweise gleich mehrmals pro Person.

Wichtiger ist aber, was man nach dem Kauf mit dem Buch macht, außer das Regal damit zu verzieren und Stechmücken totzuschlagen.

2. Schreib Rezensionen

Ich kann es nicht oft genug sagen oder schreiben: Rezensionen sind unglaublich wichtig für uns Autoren.  Wir brauchen nicht nur das Feedback, um uns zu verbessern. Rezensionen haben auch einen immensen Einfluss auf die Algorithmen der Shops. Abgesehen davon kaufen die meisten potentiellen Leser nur Bücher mit guten und vielen Rezensionen. Oder wann hast du das letzte Mal ein Buch gekauft, das absolut keine oder nur schlechte Rezensionen hatte oder bei dem du sonst auch keine neutralen Quellen hattest, um rauszufinden, ob es gut ist? Eben. Also, in zehn Minuten ein paar Sätze darüber zu verfassen, was einem an dem Buch gefallen hat, kann jeder, genauso wie mit Copy&Paste sie dann bei mehreren Onlineshops und auf einschlägigen Portalen wie Lovelybooks zu veröffentlichen. Vielleicht entdeckst du beim Rezensionen tippen ja auch deine eigene kreative Ader und wirst Blogger oder selbst Buchautor? Wenn du einen richtig guten Blog hast, kannst du dich dann sogar darüber freuen, dass Autoren und Verlage dich mit kostenlosen Rezensionsexemplaren überschütten, sodass du dir nie wieder ein Buch kaufen musst. Wer weiß. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

3. Gib persönliches Feedback

Lass den Autor auch so wissen, was das Buch bei dir bewirkt hat und warum es dir so gefallen hat (oder eben nicht, siehe 4tens). Schreib es als Kommentar auf seiner SocialMedia-Seite oder schick ihn noch besser einen Leserbrief. Ohne Witz, so ein positiver persönlicher Leserbrief oder eine Lesermail wirken auf die meisten von uns Autoren, als hätte uns jemand eine LKW-Ladung Kokain ins Gesicht geschüttet. (Außer man ist so jemand wie Stephen King – als er noch nicht so bekannt war, hatte er genug echtes Koks im Gesicht, um sich nicht um Lesermeinungen zu kümmern, und jetzt ist er auch zu berühmt dafür, um sich darum kümmern zu können, was seine Millionen von Lesern so erfreut. Aber fast alle anderen von uns können das Extra-Dopamin immer gebrauchen.)

Schreiben ist ein ziemlich knochenharter und einsamer Job, bei dem man viel Zeit allein vor einer Tastatur verbringt und sich die Finger wund tippt. Die meisten Schriftsteller arbeiten sich in dunklen Zimmern an den Tasten zu Tode oder in den Wahnsinn, verdienen an ihren Büchern aber meist fast gar nichts, geschweige denn genug, um davon zu leben. So ein bisschen wie ein Minenarbeiter, der sich den ganzen Tag in einem dunklen Tunnel unter der Erde abschuftet und dafür am Ende einen miesen Lohn bekommt. Deshalb schreiben die meisten Schriftsteller aus Leidenschaft und für ihre Leserschaft. Jeder Leser, jedes Leben, das wir mit unseren Texten berühren können, ist daher ein Motivationsschub und eine Erfüllung unserer Träume für uns – und jeder Leser, der uns noch zusätzlich unterstützt und auf unser Schreiben reagiert, motiviert uns noch mehr. 🙂

An dieser Stelle tausend Dank an alle Leserinnen und Leser, die mir in den vergangenen Jahren Briefe, Erfahrungsberichte, Mails, Päckchen, Fragen etc. geschickt haben. Ich brauche zwar manchmal eine Weile, bis ich antworte, aber soweit ich jetzt nicht jemanden vergessen habe, habe bisher erfolgreich jedem antworten können und ich hoffe, dass ich das auch noch weiterhin so machen kann.

4. Gib konstruktive Kritik

Wenn dir verbesserungswürdige oder falsche Dinge an den Büchern auffallen, dann scheue dich nicht davor dem Autor auch mal eine Mail mit konstruktiver Kritik zu schreiben. Vor allem wenn es sich bei dem besagten Autor um einen jungen Selfpublisher handelt oder um einen Debütanten in einem Kleinverlag, solltest nicht zögern auch mal schonungslos es ihm ins Gesicht zu sagen, dass sein Buch deiner Meinung nach Scheiße ist und woran es liegt. Ein Autor braucht konstruktive Kritik, weil Schreiben wie ein Leistungssport ist, bei dem man immer wachsam sein, immer an sich arbeiten und immer am Ball bleiben muss, um besser zu werden oder zumindest gut zu bleiben. Und das geht am besten, wenn man Leute um sich herum hat, die einen auf Dinge hinweisen, die man noch besser machen kann. Wenn der Autor nicht gerade ein Bestsellerautor wie Stephen King ist, wird er für die Mail dankbar sein und dir auch in den meisten Fällen zurückschreiben und sich bedanken, genauso wie bei den positiven Mails.

Und die paar Neurotiker, die auf Kritik beleidigt reagieren und ausrasten, sollte man als Lieblingsautoren am besten aus seinem Leserherzen tilgen, weil sie nicht lange bestehen, geschweige denn erfolgreich sein werden. Kritik an einem selbstgeschriebenen Text tut weh, vor allem bei Romanen, denn ein Buch zu veröffentlichen, ist ein bisschen wie ein Kind zur Welt zu bringen. (Vermute ich mal. Mir fehlt da so als Mann etwas die Erfahrung.)

Monatelang zebricht man sich den Kopf über tausende von einzelnen Sätzen, arbeitet akribisch an Charakteren und Szenen, leidet an körperlichen Schmerzen der Übermüdung, entzündeter Handgelenke und Nackenkrämpfe. Mehrmals ist man mindestens am Rande des Wahnsinns, weil man zu wenig schläft und die Realität vergisst, aber sie einen dann doch einholt, oder irgendwie der Text einfach nicht weitergehen will und man stattdessen bereits zur Prokrastination zehn verschiedenen Drogen ausgetestet, fünf neue Artikel geschrieben und zwei Nebenjobs im PR-Bereich aufgenommen hat. Und dabei gießt man auch in der Regel sehr viele intime Gedanken und Erfahrungen in die Geschichten, verarbeitet Liebeskummer oder Weltschmerz in absurden Sexszenen oder melancholischen Charakteren. Wenn das Buch dann in die weite, grausame Welt der Kritiker und Leser entlassen wird, ist man entsprechend nervös und fragt sich, ob es bestehen, ob es in den Rankings aufsteigen, ob es erfolgreich sein, ob es Menschen glücklich machen wird und so weiter. Entsprechend ist man vor allem als Anfänger noch sehr emotional gebunden an seine Texte. Aber wenn man gut werden will, muss man lernen die Nabelschnur zu kappen, Distanz einzunehmen und sich Kritik anzuhören.

Wenn man einen Text schreibt, wird man nämlich als Autor betriebsblind und liest oft das, was dort eigentlich stehen sollte und nicht was dort wirklich steht. Oder man bemerkt nicht, dass die Witze, die man eingebaut hat, niemand außer einem selbst verstehen kann. Abgesehen davon, ist Schreiben wie gesagt wie ein Leistungssport. Wer nicht kontinuierlich trainiert, seine Schwachstellen sich zeigen lässt und dann überwindet, wird träge, schlecht und irgendwann ein frustrierter Germanistikprofessor oder Autorencoach, der einem sehr viele Theorien über das gute Schreiben erzählen und zahlreiche Artikel über das Autorensein tippen kann, aber selbst nicht mehr in der Lage ist eine lesbare Kurzgeschichte zu verfassen. Ein Autor, der daher nicht lernt, sich Kritik anzuhören, wird niemals sein Potential entfalten können – und ich behaupte mal auch, dass ohne Kritiker kein wirklich gutes Schreiben möglich ist.

Also, gerade wenn ihr euren Lieblingsautor mögt, solltet ihr nicht zögern ihm ab und zu reinen Wein .. oder auch reine Bleiche … einzugießen. Wenn ihr einen Schritt weitergehen wollt und den Autor am besten sogar persönlich kennt, dann bietet euch als Testleser an und lest und kritisiert die Texte exklusiv von ihm, bevor sie veröffentlicht werden. Testleser sind neben Lektoren die wichtigsten Personen für einen Autoren während seines Schaffensprozess.

5. Mundpropaganda

Empfiehl die Bücher deines Lieblingsautors weiter und verbreite es so über Mundpropaganda. Deiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Poste Fotos von dir und seinen Büchern auf Instagram, schreibe Fanfictions zu seinen Charakteren oder gleich zu ihm und poste sie auf Wattpad, lösch kritische Zeilen bei Wikipedia, verschenke seine Bücher zu Weihnachten an deine Familie, dein Tinder-Date, das Asylantenheim um die Ecke und die Lokalpresse. Stell dich auf öffentliche Plätze und zeige jedem, wie großartig das Werk deines Lieblingsautors ist und wie es dein Leben verändert hat. Erzähl es einfach jedem – dem Kassierer an der Tankstelle, deiner Großmutter, dem Postboten und jeder x-beliebigen Passantin – damit mehr Leute von ihm hören. Selbst wenn das dazu führt, dass du in die Zeitungen oder gar eine Irrenanstalt kommst und dein Autor verdächtigt wird, insgeheim ein Sektenführer zu sein, der mit seinen Büchern oder Blogposts die Jugend verdirbt, ist das großartig. Besser schlechte Presse, als keine Presse. Besser in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen.

Ganz im Ernst, erzähl anderen von deinen Lieblingsbüchern und unterhaltet euch über die Ideen, Charaktere und Erkenntnisse, die ihr beim Lesen für euch entdeckt habt. Nicht nur fördert das persönlich dein Ansehen als kultivierter Vertreter unserer bizzaren Spezies, sondern auch Literatur im allgemeinen und insbesondere die Autoren die du liest –  es ist auch meiner Meinung nach ein besseres und horizonterweiterndes Gesprächsthema als über die neusten Sorten des immergleichen digitalen Heroins aus den Produktionsstätten von Netflix und Activision Blizzard zu quatschen.

6. Social-Media Stalking

Sieh nach, ob der Autor soetwas wie Patreon –  oder wie ich Ko.fi – hat oder SocialMedia-Seiten und folge und unterstütze ihn dort. Dort bekommst du auch meist mit, wenn ein Autor Hilfe von seinen Fans braucht, zum Beispiel, indem sie für ihn als Testleser einen unveröffentlichen Roman probelesen, für ihn bei einem Wettbewerb abstimmen, ihn bei einer Buchmesse umzingeln oder ihm über den letzten Nervenzusammenbruch hinwegtrösten.

Bei mir wäre das vor allem dieser Blog hier und natürlich Instagram: https://www.instagram.com/leveret_pale/ Jeder Like und jeder Follower schütten ja bekanntlich Dopamin aus, was unter Umständen süchtig machen und die echten sozialen Kontakte zerstören kann. Da wir Autoren aber sehr viel Zeit allein in irgendwelchen muffigen Zimmern an Schreibtischen verbringen ohne irgendwelche sozialen Kontakte oder in irgendwelche dunklen Gassen uns für „Recherchearbeit“ rumtreiben, sind wir auf dieses etwas Extradopamin manchmal angewiesen. Und eine große SocialMedia-Präsenz ist heutzutage auch fundamental, um seine Bücher vermarkten zu können. Also, zeig den Algorithmen, dass es auch Menschen gibt, die sich für die Leben von so professionellen Stubenhockern, Barhockerbesetzern und borderline Wahnsinnigen wie Schriftstellern interessieren, und folge uns.

7. Bibliotheken die Bücher aufschwatzen

Schlag deiner lokalen Bibliothek vor, dass sie seine Werke in ihren Bestand aufnehmen, wenn sie es noch nicht haben. Durch die VG Wort (soetwas wie die GEMA der Literaturwelt), bekommen Autoren auch von Bibliotheken durch das Verleihen indirekt ein bisschen Geld – naja, oder zumindest die paar Autoren, die sich durch den Papierkram der VG Wort durchwühlen.

Schon mal erwähnt, dass der Literaturbetrieb ein raues Plaster ist? Mit Ressentiment aufgeladene Germanisten jagen einen, strenggläubige Katholiken, durchgeknallte Randianer, getriggerte Neonazis, Islamisten und die Sprachpolizei der Antifa sowieso. Bürokraten wollen einen mit Bergen aus Bürokratie erschlagen. Abmahnanwälte nehmen einen erbarmungslos aus, wenn man einen Link auf seinem Blog falsch setzt. Der Markt ist überfüllter als eine Ölsardinendose. Die Verleger haben fast alle Burnout oder Geldprobleme oder verlegen einen nicht. Als Autor ist man irgendwie merkwürdig, also ist das auch nur ein Selektionsvorteil auf Buchmessen unter anderen Bibliophilen und bei älteren Damen, denn sonst liest heutzutage kaum jemand. Geld gibt es auch keins und so ein einzelnes Buch braucht Monate bis Jahre bis es fertig geschrieben und einige Stunden bis es gelesen ist. Dagegen ist Rapmusik machen fast schon ein Kinderspiel, vor allem wenn man darunter auch das Autotune-Gebelle von irgendwelchen auf YouTube mit Bots gepuschten Kartellsoldaten versteht, die zurzeit so beliebt sind. Zum Glück ist diese Phase nun auch am enden, Eminem zurück und NF am trenden. Wo war ich nochmal? Ah ja, wie man Autoren hilft.

8. Lesungen ermöglichen

Frag bei lokalen Kulturzentren und Buchhandlungen nach, ob sie deinen Lieblingsautor mal zu einer Lesung einladen können. Viele Autoren verdienen an Lesungen mehr, als an ihren Büchern, (insbesondere die armen Lyriker) weshalb sie oft darauf angewiesen sind, immer wieder Möglichkeiten zum öffentlichen Lesen zu finden. Abgesehen davon, ist das auch eine der besten Möglichkeiten für einen Autor sich selbst zu vermarkten und auch mal das Gefühl zu bekommen, dass man zeitgemäße Medien erschafft und kein Fossil ist aus einer analogen Zeit (auch wenn das Gefühl nur so lange anhält, bis man bemerkt, dass leider das Publikum meistens zum Großteil dann doch aus Fossilien und älteren Damen besteht). Wenn du aber das kannst, hilf solche Lesungen zu organisieren, denn wenn ein Autor weiß, dass vor Ort schon Fans auf ihn warten, wird er wohl kaum Nein sagen. (Außer er hat wirklich keine Zeit und/oder ist Lesungen allgemein eher abgeneigt, wie meine Wenigkeit meistens.)

9. Lass uns Schreiben und zeig Verständnis

Wenn du zufälligerweise den Autor, den du unterstützen willst, persönlich kennen solltest, dann vergiss nicht, ihn auch schreiben zu lassen.

Schreiben ist für uns Autoren manchmal so essentiell wie der Schuss für einen Junkie, und wenn nicht, dann brauchen wir trotzdem immer Zeit und Energie, um an unseren Wortkunstwerken feilen zu können. Wenn man uns nicht diese Zeit gewährt, verlieren wir den Flown, drehen wir durch, geben das Schreiben auf oder fangen an mit irgendwelchen ungesunden Verhaltensweisen den Zeitmangel zu kompensieren (siehe Stephen King und anderen Autoren und deren Kokain-Konsum).

Vor allem wenn man gerade aktiv an einem neuen Buch arbeitet, muss man sich als Autor auch tief in den Arbeitsflow versenken, um am roten Faden zu bleiben und sich in die fiktive Welt reindenken zu können – deswegen sollte man seinem liebsten Autor diesen Auslauf auch gewähren. Und wenn das bedeutet, dass dein befreundeter Schriftsteller schon wieder nicht mit in den Club oder auf die Party kommt, weil er noch zwei Kampfszenen oder einen Artikel schreiben muss, dann mecker nicht rum und stoß ihn nicht aus deinem Freundeskreis aus, weil er schon wieder so spießig ist, sondern lächel und zeig Verständnis. Frag ihn stattdessen, wann er das nächste Mal Zeit hat. Kalliope ist eine eifersüchtige Geliebte, die den Schreibenden mit Haut und Haar verschlingt und mit niemanden teilen will – doch wenn der Schöpfungsrausch ihres Tanzes vorbei ist, dann brauchen auch wir Schriftsteller wieder Realität. Vor allem, wenn wir einen neuen Roman verfasst haben, lassen wir es zur Feier auch meistens wieder krachen und stürmen die Clubs, Cafés und Hörsäle, um uns wieder am Leben zu berauschen und neue Inspiration zu finden – naja, außer, wenn uns unser letztes Projekt so lange sozial isoliert hat, dass wir mittlerweile keine Freunde mehr haben und uns allein oder mit paar Germanistikstudentinnen mit Whiskey abdichten müssen.

Um so ein tragisches Schicksal zu vermeiden, sind wir noch mehr als sowieso auf gute Freunde angewiesen, die uns auch dann noch verständnisvoll mit offenen Armen begrüßen, wenn sie uns die letzten drei Monate gar nicht gesehen haben, weil wir in dem Dickicht von Kaffee und Notizbüchern verschwunden sind.

Und wenn du den Autor nicht persönlich kennst, dann wunder dich nicht, wenn er auf einer Buchmesse plötzlich panisch an dir vorbeirennt, weil gerade der Rundfunk an seinem Stand ist oder er sich mit einem Verlag treffen muss, oder wenn er mal etwas länger braucht, um deine Lesermail zu beantworten. Wir sagen zwar gern, dass wir alles für unsere Fans tun – aber wir sind noch immer zum Großteil Menschen und die einzigen Entitäten für die wir wirklich alles tun, sind in der Regel unsere Musen, also Verständnis ist immer angebracht.

10. Lies die Bücher auch

Und zu guter Letzt: Kauf Bücher nicht nur, sondern lies sie auch. Gerne auch immer wieder und wieder 😉 Dafür schreiben wir sie. Zumindest mir persönlich ist es mehr wert, wenn paar wenige Leser meine Bücher verstanden haben und davon zum Nachdenken angeregt wurden, als wenn sich meine Bücher gut verkaufen und dann nur Ikea-Regale verzieren. Wenn ich auf Geld aus wäre, würde ich nicht schreiben, sondern mit der Energie, die ich da reinstecke, ein Unternehmen aufziehen oder mir einen vernünftigen Nebenjob suchen. Oder ich würde unter einem mir nicht zuordenbaren Pseudonym Erotikromane oder Selbsthilferatgeber schreiben, weil das verkauft sich eigentlich als einziges Genre immer recht zuverlässig.

Aber zum Glück muss ich das ja nicht tun. Unter anderem dank der Unterstützung von meinen treuen Leserinnen und Lesern.

Vielen, vielen Dank. 🙂

 

 

 

 

 

 


*ja, das Leser und das Lieblingsautor schließen auch weibliche Leserinnen und Lieblingsautorinnen und Menschen ein, die sich als weder weiblich noch männlich wahrnehmen,  und auch Tiere und Außerirdische und sonst wen und was auch alles. Ich verwende allgemein ein generisches Maskulinum, weil nicht nur aus linguistischer und  empirischer Sicht eine Genderung der Sprache de facto nichts zur Gleichberechtigung beiträgt, sondern auch weil so eine politisch motivierte und barbarische Zerpflückung der Ästhetik der Sprache mich als Schriftsteller abstößt.


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Nikodem

Nikodem Skrobisz, auch unter seinem Pseudonym Leveret Pale bekannt, wurde am 26.02.1999 in München geboren. Er ist als nebenbei als Schriftsteller tätig und hat bereits mehrere Romane und Kurzgeschichten publiziert, die meist philosophische und gesellschaftliche Themen behandeln. Er studierte Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Philosophie sowie Sprachen und Literatur. Aktuell studiert er im Master Philosophie. Halbprivate Einblicke gibt es auf Instagram

4 Gedanken zu „10 Gebote, um deinen Lieblingsautor zu unterstützen

  • Ich habe herzlich gelacht beim Lesen XD Vielen Dank für diese heitere Anleitung. Wieder einiges gelernt und einiges für die Zukunft vorgenommen. Mal sehen, wann ich dazu komme, mal deine Bücher zu rezensieren 😉

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  • Pingback: Interview mit dem SadWolfVerlag - Leveret Pale

  • Ich habe deinen Artikel nur überflogen, weil ich im Moment nicht auf voller geistiger Höhe bin. Ich stelle fest, dass bei Punkt 9. (glaube ich) „schreiben“ klein geschrieben werden muss. Ich stimme dir in allem vollinhaltlich zu.
    Übrigens: ich habe euer (Monika und dein) Buch in Regensburg gekauft. Der Hybrid-Verlag, der tatsächlich so hybrid ist, wie er sich nennt, hat vier Bücher von mir veröffentlicht, Buch Nr. 5 vermutlich noch vor Leipzig. War als Autor auf der heurigen Buchmesse.
    Ich lenke euer Augenmerk auf mein Buch „Funkschatten“, das sehr viele Berührungspunkte mit eurem Buch aufweisen könnte. (Weshalb ich ja auch euer Buch kaufte; und es auch lesen werde!) Würde mich freuen, wenn du zumindest einmal die Geschichte „Opinion leader“ deines gnädigen Auges für würdig erachtetest. Keine Sorge, diesen Stil gebrauche ich nur ironisch distanzierend. Wie auch immer, ich bin interessiert, vielleicht begegnen sich hier unterschiedliche Welten? (Bin aus Graz, 34 Jahre Steuerberaterkanzlei, schreibe viel, 5 Bücher in 5 Jahren, 6 und 7 sind schon unterwegs. Wahnsinnig engagiert in Bildungsunterstützung für islamische Migranten, Jean-Paul-Enthusiast und und und …) Liebe Grüße Rudolf Strohmeyer

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    • Danke für deinen Kommentar und die Korrekturanmerkung 😀
      Vorbildlich! Ich wünsche dir viel Vergnügen bei der Lektüre des Buches und bin gespannt, ob es dir auch zusagen wird. Und freut mich einen Verlagskollegen zu kennenzulernen.
      „Opinion leaders“ klingt vom Titel schonmal nach einem meiner Spezialgebiete; werde ich mir auf jeden Fall demnächst genauer ansehen.
      Vielleicht sehen wir uns ja Ende April auf der Leipziger Buchmesse? Ich werde Donnerstags und Freitags dort sein.

      Antwort

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