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2020 war gar nicht so übel – ein persönliches Resümee

Auch wenn es sich etwas taktlos anfühlt – ich muss zugeben: 2020 war gar nicht so übel. Im Gegenteil. Es war erstaunlicherweise zumindest für mich ein ziemlich gutes Jahr.

Natürlich. 2020 war gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich durch die Corona-Pandemie ein anthropologischer Kataklysmus, ein Weltenbrand, dessen schlimmster Fallout uns höchstwahrscheinlich noch die kommenden Monate und Jahre den Horizont verdunkeln wird.

Wobei es auch mit der beginnenden Ausrollung der Impfstoffe wieder gut Gründe für Hoffnung und Zuversicht gibt:  Die Menschheit und insbesondere die Wissenschaftler haben dieses Jahr bewiesen, welche Herkulesaufgaben sie mittlerweile bewältigen können. Unzählige, langfristig wertvolle Erkenntnisse wurden dabei generiert, nicht nur in der Impfstoffentwicklung und Medizin, sondern auch in der Soziologie, Psychologie und Politik. Und die Chancen für eine Regeneration samt herrlichen Aufschwung wie in den Goldenen 1920ern nach der Spanischen Grippe stehen gar nicht mal so schlecht.

Aber das alles ist eigentlich Thema für einen Essay über die aktuelle Lage der Welt, welchen ich an dieser Stelle jedoch nicht beginnen will. Bei einer anderen Gelegenheit vielleicht.

In diesem Blogartikel soll es lediglich wie bei jedem meiner Jahres-Resümees darum gehen, wie für mich persönlich als Schriftsteller das Jahr war. Und klar. Es tobt eine Seuche, die ziemlich viel ruiniert hat. Das jetzt groß wiederzukäuen ist wenig sinnvoll. Wir waren alle dabei, wir alle wurden mehr oder weniger schlimm davon erwischt, manche hatten das große Unglück, dass die Pandemie ihre Existenz vernichtete, und ich gehöre zu denen, die das Glück und Privileg hatten relativ ungeschoren durchzukommen. Negativität gab und gibt es genug.

Deswegen werde ich in diesem Resümee gar nicht auf all die Messen, Lesungen, Reisen und Events eingehen, die teilweise im letzten Moment abgesagt wurden, auch nicht auf die finanziellen und menschlichen Verluste. (Wobei ich mal an dieser Stelle auf das Video von Florian Jung über die ausgefallene LBM hinweise, an dem ich mitwirkte: https://youtu.be/0X_tzJNILMw ) Ich werde das Thema Corona weitestgehend ausklammern, und mich lediglich auf die positiven Erfolge konzentrieren. Von diesen gab es auch nicht wenige, sodass in vielerlei Hinsicht 2020 für meine Laufbahn ein besseres Jahr war als das Jahr 2019, in welchem ich kaum schrieb und publizierte, weil ich stattdessen im Dickicht der Politik herumturnte.

Publikationen

Was Veröffentlichungen angeht, so war 2020 eins meiner bisher besten Jahre als Schriftsteller. Gleich in drei Anthologien von drei verschienden Verlagen, wurden Kurzgeschichten von mir abgedruckt:

Die Kurzgeschichte „Der Jäger von Carcosa“ in der Anthologie „The D-Files – Die Drachenakten“ des Talawah-Verlags erzählt eine mystisch aufgeladene Geschichte, die in der Welt meiner eigenen Interpretation des Hastur-Mythos von Carcosa spielt. Die Anthologie ist wunderbar gestaltet, der Verlag top und ich bin sehr stolz auf diese Geschichte, unter anderem weil sie mit 33 anderen aus insgesamt 787 Einsendungen ausgewählt und von Thomas Finn herausgegeben wurde.

Die Kurzgeschichte „Schnee“ in der Anthologie „Kindergefängnis und andere verlassene Orte“ der Literaturzeitschrift Haller ist eine ziemlich alte und entsprechend nicht ganz so gute Geschichte von mir, allerdings hat sie doch eine recht interessante Prämisse, aus der ich eventuell eines Tages mehr machen werde.

„Revolte gegen die Clown-Welt“ in der Anthologie „Abgefuckte Welt“ des Verlags hummel&sahne ist eine Kurzgeschichte, in der ich zum ersten Mal einige der Motive des Faschismus und meiner Kritik des postmodernen Nihilismus ausformuliere, die ich in meinem Roman „Der Faschist“ in ganzer Breite ausschrieb.

Und apropos „Der Faschist“. Dieser Roman ist wohl einer meiner bisher besten Romane. Ich schrieb ihn während des ersten Lockdowns fertig und er erschien im Sommer, eine dramatische Geschichte über eine mögliche neofaschistische Post-Corona-Welt erzählend. Es ist mein erster veröffentlichter Roman seit über zwei Jahren gewesen und fast ebenso viel Zeit floß in die Recherche ein. Entsprechend stolz und froh macht mich dieses Werk. Wenn ich den durchgehend positiven Rezensionen glauben schenken darf, so kommt das Buch bei euch ebenfalls gutan. Insbesondere die Rezeption bei Lovelybooks war großartig – wo ich übrigens zum Abschluss des Jahres als Autor insgesamt 145 Rezensionen mit einem 4,4 Sternedurchschnitt verzeichne. Vielen Dank dafür!

Auf diesem Blog hier veröffentlichte ich 2020 des Weiteren insgesamt 33 Posts, darunter mehrer Interviews und ausführlichere Artikel über komplexere und abstraktere Themen wie Akzelerationismus, NRx, politischer Moral et cetera, aber auch das Transkript eines Seminars übers Kreative Schreiben, welches ich als Referent bei der Sommerakademie abhielt. Einige Artikel

So die Dinge rund ums Schreiben

2020 hat sich erstaunlich viel in meinem Leben verschoben und das insgesamt defintiv zum Besseren. Nicht nur, weil ich zum ersten Mal seit dem Abitur wieder sehr viel Zeit hatte mal abzuschalten, Ruhe zu finden und intensiver nachzudenken und zu schreiben. Auch sonst war 2020 eins der besten Jahre meines bisherigen Lebens – sicherlich nicht das ereignisreichste, und definitiv das, in welchem ich so wenig gereist bin wie noch in keinem zuvor – aber es ist definitiv weit oben unter den Topjahren und weit entfernt von den schlimmsten Chaosjahren meiner Pubertät. Dennoch hat sich einiges ereignet.

Ich bin mehrmals umgezogen, um letztendlich Jena den Rücken zu kehren und erstmal meine Wurzeln im wunderschönen München zu schlagen. Mein Studium der Kommunikationswissenschaft und Psychologie habe ich trotz meiner Leidenschaft für die Themen abgebrochen, um meiner Berufung und noch größeren Leidenschaft zu folgen. Jetzt studiere ich Philosophie mit dem Nebenfach SLK – Sprache, Literatur, Kultur – und bin wie erwartet übers Maße glücklich damit. (Auch wenn ich bereits mit den Gedanken spiele eine Wirtschaftswissenschaft oder Naturwissenschaft demnächst im Doppelstudium hinzufügen, damit die intellektuelle Diät nicht zu vergeistigt ausfällt.) Eine positive Wirkung auf die thematische Diversität und Tiefgründigkeit meiner literarischen Produktion wird sich hoffentlich bald auch in meinen Publikationen niederschlagen.

Durch die von mir dieses Jahr gehaltenen Vorträge und Seminare, die Umzüge und den Uniwechsel lernte ich trotz der reduzierten sozialen Kontakte, nicht wenige interessante und inspirierende Persönlichkeiten kennen, von denen ich einige mittlerweile zu meinen Freunden zählen darf.

Zu den persönlichen Erfolgen gehört defintiv, dass ich habe mit dem Rauchen und dem Nikotinkonsum aufgehört habe. Das fiel ziemlich einfach, da es abgesehen vom Frühling keine wilden wilden Partys oder Buch-Messen gab, auf denen man mit qualmenden Kollegen oder Freunden zusammentraff.  Ich vermisse den Aschegestank zum Glück nicht und bin um meine Gesundheit sehr froh dieses Laster abgelegt zu haben. Das Kitzeln des Nikotins in den Synapsen fehlt mir nur gelegentlich etwas beim Schreiben, weil es nichts Effektiveres gegen eine Schreibblockade gibt, als den giftigen Kuss des schwarzen Tabakrauchs. Von den Entzugserscheinungen bekam ich sowieso kaum etwas mit, weil ich viel zu verliebt war. Denn das ist dieses Jahr ebenfalls passiert. Ich habe Liebe und zugleich damit eine fantastische Partnerin und über alles inspirierende Muse gefunden. Auch wenn die Pyrotechnik dieses Jahr verboten war, endete 2020 dadurch mit einem Feuerwerk der positiven Gefühle.

Alles in allem steht damit und dem gleichzeitig sich näherendem Ende der Pandemie, die Bühne bereit für ein großartiges, goldenes Jahr 2021.

Was genau dieses Jahr alles erscheinen und passieren wird? Nun, ich werde alles zu seiner Zeit ankündigen, aber es wird großartig und vor allem wieder etwas aktiver. Wer auf dem Laufenden bleiben will, sollte mir unbedingt auf Instagram folgen und meinen zum Ende des verflossenen Jahres neu eingerichteten Newsletter abonnieren.

Frohes Neues Jahr euch allen!

 


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Nikodem

Nikodem Skrobisz, auch unter seinem Pseudonym Leveret Pale bekannt, wurde am 26.02.1999 in München geboren. Er ist als nebenbei als Schriftsteller tätig und hat bereits mehrere Romane und Kurzgeschichten publiziert, die meist philosophische und gesellschaftliche Themen behandeln. Er studierte Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Philosophie sowie Sprachen und Literatur. Aktuell studiert er im Master Philosophie. Halbprivate Einblicke gibt es auf Instagram

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